Zusammen mit Moni & Olaf segeln wir nach Culebra. Die Isla Culebra gehört zu Puerto Rico und ist Teil der Spanischen Jungferninseln.
Da wir bereits den für die Einreise benötigten US-Stempel im Pass haben, können wir uns recht problemlos über eine Online-Plattform anmelden. Nach Ankunft in den Gewässern Puerto Ricos überzeugt sich noch ein 'Officer' der Grenzpolizei, per Videotelefonat von unserer Identität. So einfach ist es doch wieder auf amerikanischen Boden zu gelangen.
Der Anker fällt in einer tief eingeschnittenen Bucht im Osten von Culebra, vor der kleinen Insel „Cayo Pirata“. Ob das so eine gute Idee ist...?
Wir erkunden das gleichnamige Städtchen Culebra und wandern zum bekannten Flamenco Beach; ein absolutes Postkarten Motiv. Ein halbmondförmiger Sandstrand, mit kristallklarem, türkisfarbenem Wasser. Trotz dem es etwas zu touristisch für unseren Geschmack ist, war der Strand einen Besuch wert. Makaberes Highlights am Strand sind die zurückgelassenen Panzer, die Inzwischen halb verfallen und bunt bemalt, an die militärische Vergangenheit dieses paradiesischen Ortes erinnern.
Nachdem wir noch zwei Strände auf der gegenüberliegenden Inselseite besucht haben, gönnen wir uns für eine Handvoll US-Dollar eine Taxifahrt zurück zum Hauptort und wollen den Abend mit einem leckeren Essen ausklingen lassen. Schwerer als gedacht…
Restaurant Nummer eins ist ausgebucht und hat keinen Tisch für uns frei, Restaurant Nummer zwei hat einen Stromausfall und somit vorübergehend geschlossen, also landen wir in einem kleinen benachbarten Restaurant, in dem gerade noch ein Tisch verfügbar war. Glück gehabt, denn einige Minuten nachdem wir eingetroffen sind, hat sich eine lange Schlange vor dem Eingang gebildet. Auch das Essen war hervorragend, frischer Mahi Mahi, amerikanische Burger und traditionelle Mofongo (ein Kloß aus Kochbananen, Fleisch und Gemüse) werden serviert, sehr lecker 😊
Einen Tagesschlag entfernt erreichen wir die Hauptinsel von Puerto Rico. An der Ostküste befindet sich der Ort Puerto Real, der auch als Port of Entry ausgewiesen ist, Moni & Olaf müssen hier auf Verlangen der Border Police noch persönlich vorsprechen. Nach einem kurzen Besuch ist auch schon alles erledigt und es kann weitergehen.
Langsam wird es Zeit für eine Tankstelle. Das letzte Mal vollgetankt haben wir Ende Oktober in Gibraltar. Seither haben wir lediglich auf Teneriffa und in Mindelo jeweils einige Liter in Kanistern nachgetankt. Also fahren wir nach dem einchecken weiter zur Bootstankstelle, in die Marina Safe Harbor Puerto del Ray, was ein Luxus. Keine Kanister schleppen, sondern einfach seitlich anlegen und das Ganze zu einem unglaublich guten Dieselpreis, der sogar Gibraltar toppt. Gerne würden wir ein bis zwei Nächte in der Marina bleiben, um die Umgebung mittels Mietwagen zu erkunden, aber wir staunen nicht schlecht als wir den Preis pro Nacht für unser Boot zu hören bekommen. Knapp über 140 US-Dollar pro Nacht sollen es sein, das ist uns das Ganze dann doch nicht wert. Wenn wir uns so umschauen ist der Hafen auch eher auf teure Motorboote ausgelegt. Hochregallager an Land mit den neuesten Centerkonsolen Booten, deren Anzahl an hochmotorisierten Außenbordmotoren reicht von 2-6 Stück pro Boot!? Im Hafen liegen zudem Luxus Hochsee-Sportfischer und große Motoryachten. Wir wären hier mit unseren kleinen, alten Segelbooten richtig aufgefallen. Also verlassen wir den Hafen wieder und suchen uns einen schönen Ankerplatz. Zuerst dachten wir an eine ruhige, aber nicht so schöne Bucht am Festland, entscheiden uns aber spontan um und segeln weiter zur ca. 10 Seemeilen südlich gelegenen Insel Vieques.
Die erste Nacht verbringen wir an der Westspitze der Insel, ganz allein, in der Bucht Green Beach. Am Ufer wirkt das Wasser noch sandig türkis und mit zunehmender Wassertiefe ändert sich die Farbe mehr und mehr in Smaragdgrün. Am Strand erwartet uns feinster weiß-rötlicher Sand und üppige Vegetation im Hintergrund. Vieques entpuppt sich als eine weitere Perle der Karibik. Touristisch nicht wirklich erschlossen, sondern eher von einheimischen Besuchern frequentiert. So beschließen wir noch einige Tage auf Vieques zu verbringen und fahren weiter an die Südküst, nach Esperanza. In einer recht großen, rund geformten Bucht ankern wir dann auch wieder neben wenigen anderen Langfahrtseglern. Wir erkunden zunächst den kleinen Ort, auch hier dominiert karibisches Flair, die Menschen sind allesamt sehr entspannt und freundlich. Trotz dem der Großteil der Bevölkerung nur spanisch spricht, kommen wir mit unserem Englisch doch ganz gut zurecht.
Ein wirkliches Highlight liegt eine Bucht weiter östlich, mit einer der Gründe, weshalb wir hierhergekommen sind. Die „Moskito Bay“ oder „Bahia Bioluminiscente“, eine Lagune, die nur durch einen kleinen Zugang mit dem Meer verbunden ist und im dunkel ein atemberaubendes Naturschauspiel bietet. In der Lagune leben unzählige, winzige Organismen, die durch Bewegung im Wasser gestört werden und dabei ein blau leuchtendes Licht erzeugen. Es ist magisch, wie in einem Disneyfilm, sprühen bei den Paddelschläge unseres Schlauchboots funken. Wir können uns kaum satt sehen und spielen wie kleine Kinder mit dem funkelnden Wasser. Auch Fische, die durchs Wasser schwimmen, ziehen einen Schweif aus sternenstaub hinter sich. Ein wirklich besonderer Ort und ein unglaublich schönes Erlebnis.
Bei völliger Dunkelheit fahren wir mit unserem Dinghi zurück zur Ankerbucht, in der unsere SEVEN liegt und halten noch für einen Absacker bei der Belle Amie, Rumpunsch, was sonst :-)
Am nächsten Morgen setzten wir bei Sonnenaufgang die Segel, zurück an die Südküste Puerto Ricos. Unser Ziel ist der Naturhafen vor dem Ort Salinas. Wir sind jedoch unsicher, da wir schon über AIS etliche Boote in der Bucht sehen und uns der angegebene Tiefgang in der Einfahrt von nur etwa 2 Metern (wir haben ca. 2,10m Tiefgang..) abschreckt. So ankern wir doch lieber etwas weiter draußen im Schutz der vorgelagerten Mangroven in sicherer Tiefe. Es war wohl die richtige Wahl. Moni & Olaf waren etwas schneller unterwegs und sind bis Salinas gefahren. Etwa 20-30 cm Platz war in der Einfahrt noch zwischen dem Meeresboden und deren Kiel aber die Bucht war hoffnungslos überfüllt. Inklusive lauter Beschallung von Partybooten, bis spät in die Nacht. Salinas ist eine der wenigen Buchten, die guten Schutz vor Winden und Welle sowie eine gute Infrastruktur für Segler bietet. Jedenfalls für diejenigen die mit entsprechendem Tiefgang in die Bucht kommen. Wir freuen stattdessen über die intakte Mangrovenlandschaft, in der wir nur mit zwei weiteren Booten ankern und machen einen kleinen Ausflug zur nahegelegenen Koralleninsel. Es gibt einen schmalen, angelegten Pfad durch die Mangroven über die Insel führt. Nach zwei Nächten verlassen wir den Ankerplatz und segeln weiter zur Stadt Ponce. Der Weg führt uns entlang der berühmt, berüchtigten Insel „Isla de Muerta“, zu deutsch: Insel der Toten. Auf der Insel soll sich der Schatz von Cortés befinden. Eine Truhe, prall gefüllt mit Aztekengold. Die Insel kann von niemanden gefunden werden, außer von denen, die wissen, wo sie ist. Zumindest sofern die Filmreihe „Fluch der Karibik“ als glaubwürdige Quelle eingestuft werden kann ;-)
Am Abend fällt unser Anker bei Ponce, vor dem Marinagelände. Auch hier ist der Hafen wieder eher auf Sportboote ausgelegt, unsere Freunde von der Belle Amie sind jedoch schon einen Tag zuvor angekommen und konnten einen Liegeplatz an einem Kopfsteg ergattern. Das bietet auch uns den Luxus mit unserem Schlauchboot rüberzufahren und über das Boot unserer Freunde problemlos an Land gehen. Die beiden haben für zwei Tage einen Mietwagen gebucht und nehmen uns für einen Ausflug in die Altstadt mit. Das Straßenbild von Ponce ist geprägt von der einstigen Schönheit und dem Reichtum der Stadt, Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Stadt ist bekannt als „La Perla del Sur“ die Perle des Südens oder Majestätische Stadt. Heute sind jedoch viele der wunderschönen Gebäude verlassen und verfallen. Auch in den Geschäftsstraßen der Altstadt herrscht extremviel Leerstand. Dennoch strahlt die Stadt eine fröhliche Energie aus und bietet wunderschöne Fotomotive.
Für uns steht die nächste große Reiseetappe an, wir wollen in das ca. 980 Seemeilen entfernte Panama bzw. das San Blas Archipel segeln. Also steht mal wieder Proviantieren auf dem Plan. Zusammen mit Olaf und Moni besuchen wir unseren ersten großen amerikanisch geprägten Supermarkt. Es ist Wahnsinn in welchen Dimensionen alle möglichen Produkte zu haben sind. XXL-Angebote, die wir aus Europa kennen sind ein echter Witz dagegen. Egal was benötigt wird, es gibt alles. Wir fühlen uns wie in einem Schlaraffenland denn auch die Preise sind vergleichsweise erschwinglich. Drei Schlauchboot Ladungen voller Lebensmittel bringen wir auf die SEVEN und sind erstmal eine Weile mitauspacken und verstauen beschäftigt. Der nächste Tag dient zum Ausklarieren und Vorkochen für die anstehende Passage nach Panama. Die Wettervorhersage ist sehr gut und wir brechen zur bisher längsten Etappe seit der Atlantiküberquerung auf, ca. 7-10 Tage werden wir bis zu den San Blas Inseln unterwegs sein.